Text: Rally Racing 6 / 1983
Nach langer Wartezeit stand der Opel Manta in Korsika erstmals am Start einer Rallye. Ein früher Motorschaden verhinderte eine Demonstration seiner Qualitäten. Doch bei Opel denkt man schon einen Schritt weiter: So bald wie möglich soll der Manta von einem Vierradantrieb – Modell abgelöst werden.
Die Ironie des Schicksals hätte bissiger nicht sein können. Seit zwei Jahren hatte Opel um die Sportzulassung des neuen Manta 400 gegen die Inspekteure der Internationalen Automobilsportbehörde FISA gekämpft, sie zum 1. Mai 1983 endlich erhalten – und nun stand der hübsch – flache Rallye – Rochen ohne Fahrzeug – und Homologationspapiere vor den Abnahme – Kommissaren der Tour de Corse. Teamchef Tony Fall hätte sie aus Deutschland mitbringen sollen, doch in dem Flugzeug mit dem er ursprünglich auf die französische Mittelmeerinsel jetten sollte, suchte ihn sein Team – Manager Jochen Berger vergeblich. Fall, so wurde ihm bedeutet, würde erst mit einer späteren Maschine eintreffen. Nur mit einem Telex in der Hand, das die Homologation des Autos bestätigte, mußte Berger mit Engelszungen auf die gestrengen Kontrolleure einreden – mit Erfolg. Während sich FISA – Präsident Jean – Marie Balestre unterm gastfreundlichen Baldachin des Opel – Sponsors Rothmans am Tauf – Champagner für das neue Auto labte, akzeptierten seine Untergebenen Bergers Vorschlag, die Papiere spätestens zum Start am nächsten Morgen nachzureichen. Bis dahin war dann auch Fall eingetroffen. Während man sich im Opel – Lager darüber im klaren ist, daß der neue Manta “ für uns eigentlich zwei Jahre zu spät”( Berger) kommt, erntet das Auto Lob der Konkurrenz. Walter Röhrl, der es im vergangenen Jahr als Opel – Werksfahrer testen konnte:” Von den Werten des Gewichts in Relation zur Leistung müßte das eigentlich ganz gut laufen “ Die Gewichtsersparnis gegenüber dem Ascona 400 war das Hauptargument für den Modellwechsel. Während der leichteste Ascona, den es je gab, bei 1000 Kilo rangierte, fängt der Manta 400 bei 960 Kilo erst an, ein Wert der sicherlich noch gedrückt werden kann. Federleichter weltraum – erprobter Kevlar – Kunststoff macht´s möglich. Pressformen für die erste Ausführung eingeschloßen, kosten die komplette Vorderfront, Verkleidung für Zusatzlampen, Kotflügel – Verbreiterungen, Türen und Heckspoiler aus diesem Material 30.000 Mark. Selbst die Seitenfenster des Manta kann man nicht mehr herunter drehen – die Kurbelkonstruktion wog zuviel. Schiebefenster tun´s genausogut, außer der Verbundglas – Frontscheibe sind sämtliche Scheiben aus Kunststoff.
Unter der Karosserie allerdings hat sich wenig geändert. Die Technik ist die gleiche wie beim Vorgänger – Modell, auch der mit 270 PS bisher stärkste 2,4 Liter – Motor von Opel ist bereits gelegentlich im Ascona eingesetzt worden. Ihn wollte der Franzose Guy Fréquelin, der das Manta _ Debüt fahrerisch zelebrieren sollte, gar nicht unbedingt haben: “ Mir wäre ein guter alter Ascona – Motor hier in Korsika lieber gewesen, der hat zwar weniger PS, dafür aber eine bessere Leistungsentfaltung im unteren Drehzahlbereich. Das ist bei den kurvenreichen Bergstraßen hier sehr wichtig.”
Der Motor war es dann auch, der Fréquelin nach sieben Sonderprüfungen im Stich ließ, genauer. Die Zylinderkopfdichtung. Doch auch der Fahrer befand sich nicht in Bestform: Nach einem Trainingsunfall mußte Fréquelin den blinden Audi – Masseur Etienne Chapas ausleihen, der Rücken – und Nackenschmerzen wegkneten sollte, dies bis zum Start aber nicht mehr hundertprozentig schaffte.
Beim nächsten WM – Lauf in Griechenland möchte Opel schon drei Manta 400 ins Rennen schicken, doch länger als ein Jahr sollte die Karriere des neuen Autos nicht dauern. Die Opel – Sport – Gewaltigen hoffen, daß ihnen vom Konzern eien Vierradantriebsentwicklung genehmigt wird. Ein entsprechend konstruierter Manta – Prototyp existiert schon, wird aber nicht mehr weitergeführt. Statt dessen dürfte Opels Rallye – Waffe 1985 aus der Kadett – Reihe kommen.
Manta 400 Gruppe B
Manta 400 – mit Allradantrieb
Text folgt ...
Opel Manta 400 – Basismodell für den Sport
Text: Rallye Racing 1 / 1982
“ Für harte Männer “
Seit Opel den Ascona mit Frontantrieb anbietet, kann die Sportabteilung natürlich schlecht mit einem Wettbewerbsauto antreten, das von einem nicht mehr fabrizierten konzernmodell abgeleitet ist. Der Ascona braucht also einen Nachfolger und hier ist er gleich in zwei Ausführungen: Der Manta 400, einmal im vertrauten Manta – Kleid aber auch in spektakulärer Aufmachung mit Kotflügel – Verbreiterungen und dicken Rädern und Reifen. Die Preise: 30 540 Mark für die sogenannte Basisversion ( ohne Verbreiterungen ) und 39 540 Mark für die “ dicke “ Variante. Der Name Manta 400 kommt nicht von ungefähr, denn unter seiner Haut steckt die komplette Mechanik des bewährten Ascona 400. Also der 2,4 Liter – Vierzylinder – Vierventil – Motor mit 144 PS, das Fünfgang - Getriebe und die mit einem Sperrdifferential bestückte hintere Starrachse. 210 km/h Spitze und 7,5 Sekunden von 0 – 100 km/h werden für den Neuen angegeben, der bei Testfahrten in der Umgebung von Rüsselsheim schnell seinen Charakter offenbarte: Dies ist keine Familienkutsche sondern ein Sportgerät.
Die Innenausstattung, total in Schwarz gehalten, entspricht bis auf die wirklich erstklassigen vorderen Sportsitze in etwa der der Großserien – Mantas. Die Sitzposition kann nicht besser sein und auch die sehr schön leichtgängige, direkte und präzise Lenkung konnte begeistern. Der Motor gibt sich als typischer Drosselmotor, etwas träge hochdrehend, nicht sehr drehfreudig, sehr drehmomentstark. Er verheimlicht aber zumindest akustisch nicht, daß er ein reinrassiges Renntriebwerk ist – das Rasseln der 16 Ventile dringt deutlich zum Fahrer vor. Das knackig zu schaltende Getriebe und die Hinterachse mischen sich akustisch hinzu, der Manta 400 ist ein lautes Auto. Auch beim Fahrwerk merkt man, daß die Sportabteilung die Finger mit im Spiel hatte: Das ist ein Rallyefahrwerk, hart, aber gerecht. Der vernachläßigbare Abrollkomfort der Pirelli P 7
( 225 / 50 VR 15 ) auf den Felgen 8 x 15” Ronal – Felgen dringt unvermindert zum Fahrer durch, die harte Federung und Dämpfung mildert da nichts, der pilot ist permanent harten, kurzen Stößen ausgesetzt. Den Wettbewerbscharakter macht die ungemein stark sperrende Differentialsperre komplett, man glaubt fast einen starren Durchtrieb zu fahren. Damit läßt sich der Manta 400 denn auch spielend um die Ecken werfen, und das Querfahren auf trockenem wie nassem Asphalt ist eine Lust.
Technische Daten – Opel Manta 400
Motor:
Vorne längs eingebauter wassergekühlter 4 Zylinder – Reihenmotor mit vier Ventilen pro Zylinder, Hubraum 2410 ccm, Benzineinspritzung, Leistung 106 kW ( 144 PS ) bei 5200 / min, max. Drehmoment 210 Nm ( 21 mkp ) bei 3800 / min.
Kraftübertragung:
Vollsynchronisiertes Fünfgang - Getriebe, Antrieb auf die Hinterräder.
Fahrwerk:
Vorn Einzelradaufhängung an doppelten Querlenkern mit Schraubenfedern und Stabi, hinten schraubengefederte, eingekürzte Starrachse mit Fünf-Lenker Achse vom Commodore B sowie Panhardstab und Stabi.
Abmessungen, Gewichte:
Länge x Breite x Höhe 4475 x 1670 bzw. 1770 x 1320 mm, Leergew. 1095 kg.
Fahrleistungen laut Werk:
Höchstgeschwindigkeit 210 km / h, Beschleunigung 0 – 100 km / h in 7,5 sek.
Preise:
Basisausführung 30 540, verbreiterte Version 39 540 Mark
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