“ Das letzte Mal, als die Schweizer Eidgenossen am Sempacher See im Kanton Luzern von sich reden machten, war 1386, als sie über Herzog Leopold III. aus Österreich siegten.
Heute sorgt dort Felix Wyder für Aufsehen – er baute den ersten Opel Manta ( B ) Turbo.
Ein Manta, das lernt jedes Schulkind, ist ein Meerestier, gehörig zu der Art der Knorpelfische . Meist liegen die Rochen ruhig im Sand, es sei denn, ein Störenfried belästigt sie. Wie in jeder Familie, so gibt es auch bei den Rochen besonders Aggressive. Sie heißen Stachelrochen, weil sie sich mit einem giftigen Stachel gegen allzu neugierige Taucher oder andere Ozean – Lebewesen zur Wehr setzen.
Im Sempacher See, das sei vorausgeschickt, gibt es keine Stachelrochen. In etwas modifizierter Erscheinungsform freilich züchtet ein Schweizer dort in der Nähe recht giftige Manta – Arten: in Automobilform. Sein Name ist Felix Wyder, bekannt im Ort Sursee, weil sein Vater hier eine große Opel – Niederlassung besitzt. Doch wer nach Sursee fährt, um ein Rüsselsheimer Produkt zu erwerben, braucht sich nicht nur mit einem serienmäßigen Opel Rekord oder Kadett zu begnügen, er kann auch einen Turbojet kaufen.
Was ein Turbojet ist ? Nach der hauseigenen Wyder – Definition “ das Auto worauf viel gewartet haben “, ein Opel Manta mit Turbokraft. Rund 26000 Schweizer Fränkli ( etwa 28000 Mark ) kostet allerdings das Gefühl ein überlegenes Fahrzeug zu steuern, wie Firmensproß Felix selbstbewußt von sich gibt. Felix, der momentan im sechsten Semester Automobiltechnik an der Ingenieursschule in Biel studiert, entwickelte zusammen mit seinem Kommilitonen Tobias Isler die Idee, einem Opel Manta mittels Turbolader auf die Sprünge zu helfen.
Beide verstehen etwas von Motoren – Tuning :Während Felix Wyder vor seinem Studium als Motorenmechaniker arbeitete, baute Tobias Isler für die Firma Rinspeed in Küssnacht bei Zürich einen VW Golf Turbo zusammen.
Für einen Kraftzuwachs à la Turbo entschieden sich die beiden Schweizer, weil diese Motorenkonzeption ihrer Meinung nach mehr leistet ohne mehr zu verbrauchen und ohne die Drehzahl zu erhöhen. Denn sie nützt einen Teil jener Energie, die in den heißen Abgasen steckt, zur Verdichtung der Frischgase. Außerdem verbessert ein Turbolader nach Wyders Messungen “ den Füllgrad bereits ab 2500 Umdrehungen pro Minute “. Felix Wyder und Tobias Isler verwenden den amerikanischen Garret Ai Research – Lader, der in ihrem Turbojet – Manta mit 0,6 bar Ladedruck arbeitet. Sie bieten zwei verschieden starke Versionen an: LP und HP. Während die LP – Variante auf 97 Kilowatt ( 132 PS ) kommt, leistet die HP – Version muntere 110 Kilowatt ( 150 PS ).
Besonders interessant für deutsch Kunden ist naturgemäß der Manta HP, der in der Schweiz eine glatte Persiflage zum dort herrschenden Tempolimit darstellt, auf unseren Autobahnen aber ohne Gewissensbisse ausgefahren werden kann.
Am besten ist beraten, wer sich bei Felix Wyder in Sursee einen neuen Manta kauft. In etwa einer Woche Bauzeit geschieht dann die Metamorphose zum Turbo. Man kann auch einen gebrauchten Manta umrüsten lassen, aber das erfordert vor dem Einbau des Turboladers erst einmal eine Untersuchung des “ Gesundheitszustandes “. das dauert lange, ist kostenintensiv, und nicht jeder Motor ist belastbar genug. Bereits für 21950 Franken bietet Wyder einen Manta Turbo an, doch bis der “ HP “ komplett ausgestattet vor der Werkstatt steht, bedarf es weiterer Finanzzulagen. Sport Auto standen zwei HP – Versionen zur Verfügung: ein GT/E mit Serienfahrwerk und ein CC – Manta mit Bilstein – Modifikation. Für welche Ausführung man sich von der Karosserie – Seite her entscheidet, bleibt Geschmacksache, beim Fahrwerk sollte man hingegen unbedingt die Bilstein – Dämpfer verlangen. Denn während die Turbokraft mit dem Serienfahrwerk des Opel Manta GT/E ein lwichtes Spiel hat – das Auto kann vor allem im Kurvengrenzbereich keine Reserven mehr aufbaut – überzeugt die straffe Bilstein – Kreation durch wesentlich bessere Strassenhaftung. Jene 150 P Leistung, die der Turbolader dem ansonsten nicht auf Höhenflüge ausgelegten Opel – Vierzylinder zumutet, werden von der Mechanik aus Rüsselsheim erstaunlich gut verkraftet. Deshalb hat die Firma Wyder bis jetzt auch auf die Installation eines Ladeluftkühlers verzichtet, nur das Motoröl hält ein kühler auf annehmbaren Celsius – Graden.
Wer die Leistungskurven des Manta – Turbo – Aggregates betrachtet, bemerkt, daß Drehmoment und damit effektive Kraft erst bei etwa 4400 bis4700 / min voll wirksam werden, ein turbotypischer Mangel. So ärgert sich der Manta – Fahrer etwa beim Überholen, daß nur der häufige Griff zum Schalthebel sein Auto in höhere Tempobereiche treibt. Oder aber er freut sich: Beispielsweise im Stadtverkehr, bei gemächlichen Dahinrollen, muß der Turbolader so gut wie nie arbeiten. Ist der Zeiger des serienmäßig eingebauten Ladedruckanzeiger dagegen einmal in den gelben Bereich geschnellt, heißt es achtgeben. Wie von einer gewaltigen Faust ergriffen, drücken 150 Pferdestärken den Bieder – Sportwagen nach vorne. Und erst bei 6200 / U min erscheint es angemessen den Gasfuß zu lüften, soll die Mechanik nicht Schaden erleiden.
Besonders eindrucksvoll geschieht dieses Krafterlebnis nach langen Steigungen. Im Glauben irgendeinmal müsse der Vorwärtsdrang doch ein Ende finden, sieht sich der Pilot einem fast unendlichen Schub gegenüber. Fast 217 km/h rennt Wyders fixer Manta. Er könnte es wahrscheinlich noch weit besser wäre die starr konstruierte Hinterachse etwas länger übersetzt. Außerdem vermißt man ein Fünfganggetriebe, das neben einem Plus an Höchstgeschwindigkeit auch eine niedrigere Geräuschkulisse bieten würde.
Um solche Kraft zu bändigen, verwendet Felix Wyder vorne innenbelüftete Scheibenbremsen mit Spezial – Bremsbelägen. Der Tüftler aus der Schweiz montierte außerdem Reifen der Dimension 195 / 60 HR 15 auf sechs Zoll breiten ATS –Leichtmetallfelgen, die dem Wagen ein optisch günstiges Gepräge verleihen.
“Enorme Kraft in alle Fahrsituationen “
Über die Beschleunigung vom Stand bis auf 100 km / h, ein Reizwert für alle fans schneller Autos, ist im Hause Wyder schon viel gesprochen worden. Schließlich soll gerade diese zahl mithelfen den Manta Turbojet gegenüber der starken Konkurrenz verkaufen zu können.
Felix Wyder selbst gibt 7,5 Sekunden an, Handstopper reden von 8,8 Sekunden – wo liegt die Wahrheit ? Das fünfte Rad am Wagen von Peiseler brachte es an den Tag: 7,6 sekunden sind realisierbar. Weit beeindruckender aber zeigt sich der Wert, um gleichfalls vom Stand auf 160 km / h zu kommen: Nur 19,9 Sekunden ließ sich Wyders Super – Opel dafür Zeit, und den stehenden Kilometer absolviert er in stolzen 28,6 Sekunden. Gleichfalls imponierend die Überholdauer. Von 50 km / h bis 130 km / h, im dritten Gang hochbeschleunigt, braucht Wyders Manta nur 12,8 Sekunden oder 320 Meter Weges. Und das bei immerhin einer guten Tonne Lebendgewicht. Während Felix Wyder und Tobias Isler noch auf der Suche nach einem guten Fünfganggetriebe samt kürzerer Kardanwelle und einer thermisch etwas höher belastbaren Auspuffanlage sind, haben sie den Kraftstoffverbrauch anscheinend schon ganz gut im Griff: Das 8 : 1 verdichtete Triebwerk wollte über die Bosch – L – Jetronic nur 15,7 Liter Superbenzin auf 100 Kilometer Fahrstrecke eingespritzt bekommen.
“ Verbesserte Optik nach Gusto und Geldbeutel “
Wie es sich für ein komplettes Fahrzeug - Tuning gehört, haben die Schweizer dem Manta nicht nur mehr Kraft eingeblasen, sie verstehen sich auch darauf, optisch ansprechende Autos vorzustellen. So besitzt der Sport-Auto- Testwagen Manta CC Turbojet – HP beispielsweise eine adrette Ganzlackierung in unauffälligen Weiß mit schwarz abgesetzten Kotflügelverbreiterungen, unter denen die Pirelli P6 oder P7- Breitreifen auf Irmscher-Leichtmetallfelgen rollen. Im Innenraum dominieren bunte, gut geformte Schalensitze der Firma König aus Beilstein bei Heilbronn, ein griffgünstiges Personal – Lenkrad und das Ladedruckkontrollgerät auf der Oberkante des ansonsten völlig serienmäßigen Instrumententrägers.
Kunden mit ausgeprägten Hang zum Individuellen haben die Wahl zwischen anderen Accessoires: So kostet ein Sunrof-Glasdach mit Einbau rund 600 Franken, ein Satz Windleiter auf den vorderen Kotflügeln 80 Franken, Spoiler und Hosenträgergurte sind gleichfalls gegen Aufpreis zu haben..........”
Motor:
Vierzylinder- Reihenmotor mit Garret Ai Research-Turbolader; 1956 ccm, Leistung 110kW ( 150 PS ) bei 5750 / min, maxim. Drehmoment:208 Nm bei 4750 / min; Verdichtung:8,0:1; Bosch-L-Jetronic-Einspritzung; Ölkühler mit Thermotat; verstärkte Kupplung; Vierganggetriebe.
Fahrwerk und Bremsen:
Vorne Schraubenfedern, oberer Dreiecks-und einfacher unterer Querlenker; hinten Starrachse, Längslenker,Panhardstab; innenbelüftete Scheibenbremsen vorne, hinten Trommelbremsen